Die Krafla gilt als Taktgeber und Kuratorin der Myvatn Region. Das aktive Vulkansystem prägt wie kein anderer den zerklüfteten Nordosten Islands und sorgt für ebenso bizarre wie facettenreiche Landschaftsformationen.
Das Solfatarenfeld Namafjall, die „Dunklen Burgen“ Dimmuborgir, der Tuffring Hverfjall, die Grjotagja Grotte und sogar ein eigenes Erdwärmekraftwerk: Möchte man den landschaftlichen Einfluß der Krafla auf die Myvatn Region mit nur einem Wort beschreiben, wäre kontrastreich wohl der richtige Begriff.
Myvatn Region: Landschaftlicher Facettenreichtum
Es ist genau dieser Gegensatz, der die Region so faszinierend macht. Der Tuffring Hverfjall etwa wirkt wie die düstere Kulisse eines hollywoodreifen Endzeitsezenarios. Dimmuborgir hingegen entführt die Fantasie in eine Märchenwelt. Am Geothermalgebiet Namafjall Hverir brodelt der Boden. Am Krafla Erdwärmekraftwerk steigen gigantische Dampfsäulen empor.
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Driftende Kontinentalplatten setzen gigantische Kräfte frei
Wie kein anderer beherrscht die Krafla das Antlitz von Islands Nordosten. Verschiedene Eruptionsphasen sorgten über Jahrtausende hinweg für beständige Veränderung. Der Grund dafür liegt tief im Erdinneren verborgen. Sie verläuft auf über 100 Kilometern entlang des mittelatlantischen Rückens. Also dort, wo Nordamerikanische und Eurasische Kontinentalplatte jährlich gut zwei Zentimeter auseinander driften.
Aktive Magmakammer sorgt für Dynamik
Geologisch gesehen ist die Krafla noch ein Jungspund. Gerade einmal 200.000 Jahre bringt sie auf die Uhr. Die letzten großen Eruptionsphasen ereigneten sich zwischen 1724 und 1729 (Myvatn-Feuer) und von 1975 bis 1984 (Krafla-Feuer). Auch heute noch verfügt sie über eine aktive Magmakammer. Diese befindet sich in etwa drei Kilometer Tiefe unterhalb des Vulkansystems. Ihre Dynamik wirkt wie ein Motor und Wegbereiter für tektonische Besonderheiten in der Region.
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Tuffring Hverfjall: Ergebnis einer Wasserdampf-Explosion
Eine dieser ausgesprochen sehenswerten Eigenarten ist der 452 Meter hohe Tuffring Hverfjall. Er entstand vor rund 2.500 Jahren als Ergebnis einer gewaltigen Wasserdampf-Explosion. Heißes Magma stieß seinerzeit auf Grundwasser. Die Wucht der Explosion schleuderte rund 250 Millionen Kubikmeter Gesteinsmaterial durch die Luft. Herab rieselnde Trümmer und Asche formten den Explosionskrater, der optisch wie ein Vulkanschlot anmutet.
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Dimmuborgir: dunklen Burgruinen aus schroffem Fels
Buchstäblich fantastische Einblicke in die isländische Mythologie gibts im etwas südlicher anschließenden, erkalteten Lavafeld Dimmuborgir. Elfen, Trolle und andere verborgene Wesen sollen dort in den schroffen Felsgebilden leben. Das zumindest glauben die Isländer. Tektonisch gesehen, sind die zerklüfteten Gesteinsformationen die Überreste eines kollabierten Lavasees. Ihr bizarrer Anblick erinnert an verwunschene Burgruinen. Wohl auch deshalb diente der Ort unlängst als Kulisse für die erfolgreiche Fantasy-Serie „Game of Thrones“.
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Grjotagja: Mystische Grotte im Lavafeld
Zwischen Hverfjall und dem Solfatarenfeld Namafjall (Hverarönd) zeigt die Natur einmal mehr, welch anmutige Kunstwerke sie zu schaffen vermag. Der Anblick der Grjotagja Grotte wirkt magisch. Alles in allem fast unwirklich schön. Geologisch liegt sie direkt auf der Verwerfungszone zwischen Amerikanischer und Eurasischer Kontinentalplatte. Bereits von außen ist diese Verwerfung als zerklüfteter Riss im Boden deutlich zu sehen. Wer den Weg zum Grotteneingang findet, steht auf einmal vor einem blau schimmernden, unterirdischen See. Vulkanische Aktivität erhitzt das Wasser auf rund 45 Grad. Früher galt die Grotte als beliebter Badeort für einheimische und Touristen. Heute ist der Badespaß – zumindest offiziell – aufgrund der hohen Keimbelastung im Wasser verboten.
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Geothermalkraftwerk Krafla: Erdwärme frei Haus
Dass vulkanische Kräfte nicht nur bedrohlich, sondern auch sehr nützlich sind, zeigt sich am Krafla Geothermalkraftwerk. Dort trotzen die Isländer ihren heimischen Naturgewalten mit stoischem Pragmatismus und gewinnen Energie zum Nulltarif. Das in der Landessprache Kröfluvirkjun genannte Erdwärmekraftwerk errichteten sie sogar während zweier neuzeitlicher Eruptionsphasen – dem Krafla Feuer (1975 bis 1984). Obwohl die Lavaströme des Vulkansystems gefährlich nahe an das Kraftwerksgelände heran flossen, zapften sie sein Magma in rund 2000 Meter Tiefe an. 1999 wurde das Kraftwerk fertiggestellt und liefert seither eine Energieleistung von rund 60 Megawatt.
Beste Reisezeit, Anfahrt, Touren, Wanderungen & Unterkunft
In Islands Nordosten ist auch der Sommer empfindlich kühl. Selbst in den warmen Monaten klettern dort die Durchschnittstemperaturen nur selten auf über 15 Grad. Daher empfiehlt es sich, für eine Reise den Zeitraum von Mai bis August anzupeilen. Dann sind auch die Tage lange hell, sodass viel Zeit für Sightseeing zur Verfügung steht. Aufgrund der kühlen Temperaturen sollte man auch für die Sommermonate warme Kleidung mitnehmen.
Die Myvatn Region liegt rund 90 Kilometer östlich von Akureyri und ist von dort mit dem Auto in gut einer Stunde erreichbar. Anlaufstelle der Region ist das kleine Örtchen Reykjahild am Nordufer des Myvatnsees, das sich sich über die Ringstraße erreichen lässt. Von dort aus können alle Sehenswürdigkeiten entspannt besichtigt werden. Sie liegen alle nur wenige Kilometer von Reykjahild entfernt und lassen sich mit dem Auto in maximal 15 Minuten erreichen. Die Region lässt sich auch gut auf verschiedenen Wanderrouten erkunden. Ein besonderes Highlight ist die gut einen Kilometer lange Wanderung auf dem Ringwall des Hverfjall.
In der Myvátn Region gibt es unzählige Guesthouses und Hotels in allen Preisklassen. Wer lieber campen möchte, findet mit dem Vogar Camp Ground eine schöne Übernachtungsmöglichkeit. Dort gibt’s mit Daddi’s Pizza sogar ein kleine Pizzeria auf dem Areal. Dennoch ist Camping nur für Hartgesottene zu empfehlen. Die Nächte im Zelt können selbst in den Sommermonaten mitunter ziemlich kühl ausfallen.
Da die Sehenswürdigkeiten der Myvatn Region sehr nahe beieinander liegen, lassen sie sich mit dem Mietwagen gut auf eigene Faust erkunden. Zwei Tage sind ideal. Wer nicht zu lange an einem Ort verweilt, kann alle Highlights sogar an einem Tag schaffen. Alternativ bieten viele Veranstalter geführte Touren ab Akureyri oder auch ab Reykjavik an. Der Klassiker ist eine Diamond Circle Tour ab Akureyri, obgleich diese nicht alle in diesem Artikel beschriebenen Sehenswürdigkeiten anfährt. Wer in der Myvatn Region eine Tour zu den Film Locations von Game of Thrones besuchen möchte, kommt bei Saga Travel auf seine Kosten. Ab Reykjavik werden Ausflüge in die Myvatn Region als Drei-Tage-Tour im Minibus oder als Tagestripp mit dem Kleinflugzeug angeboten.
Fototipps: Motive & Equipment
Die Myvatn Region hält ein Füllhorn verschiedener Fotomotive bereit. Von zerklüfteten Felsformationen über Musterstrukturen in den Schwefelfeldern bis hin zu aufsteigenden Dampfsäulen und bedrohlichen Kraterszenarien. Bei der Fotoausrüstung sollte ein Weitwinkelobjektiv (15 – 28mm) nicht fehlen. Für Details der Oberflächenstrukturen ist ein Teleobjektiv mit einer Brennweite von ca. 200mm ideal.
Die schönsten Aufnahmen gelingen oftmals zu Zeiten des Sonnenaufgangs oder -untergangs. Dann ist das Licht besonders weich und stimmungsvoll. Aufgrund der Weitläufigkeit der Areale, ist die Myvatn Region ideal für die Aufnahme von Panoramen. Wer bewegte Objekte, zum Beispiel spritzende Schlammtöpfe oder aufsteigende Dampfsäulen, einfangen will, erfährt hier, wie das gelingt. Noch ein Tipp zur Aufnahme von Dampfschwaden: Im Gegenlicht kommen ihre Strukturen besonders gut zur Geltung.
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