Nur einen Steinwurf vom beschaulichen Myvatnsee entfernt, öffnet sich das Tor zu einer surrealen Welt. Im Georhermalgebiet Namafjall Hverir, dem wohl beeindruckendsten Solfatarenfeld Islands, gibt’s vulkanische Aktivität hautnah.
Es brodelt, dampft und zischt, ein beißender Schwefelgeruch liegt in der Luft. Rauchschwaden steigen fauchend aus Erdhügeln und -spalten empor. Aus grauen Wasserbecken schießen im Minutentakt kleine Schlammfontainen hinaus.
Bizarre Welt: ockerfarbene Marslandschaft
Der Anblick wirkt unwirklich. Die ockerfarbene Wüstenlandschaft erinnert an die Bilder einer Marsexpedition. Wüsste man es nicht besser, könnte man denken, in der Kulisse eines Science Fiction Streifen gelandet zu sein.
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Hochtemperaturgebiet am Bergrücken Namafjall
Initiator dieses bizarren Schauspiels ist der Bergrücken Námafjall. Er zählt zum Vulkansystem der Krafla und ist bis heute vulkanisch aktiv. An seinem Fuße liegt mit dem Namafjall Hverir das wohl beeindruckendste Hochtemperaturgebiet Islands. In schillernden Farben offenbart das Areal, wieviel Aktivität im Inneren unserer Erde steckt.
Vulkanische Aktivität: Solfataren, Fumarole und heiße Schlammtöpfe
Dreierlei vulkanische Phänomene erzeugen das Gefühl, der Teufel hätte an diesem Ort seine Finger mit im Spiel. Sogenannte Solfataren (Stellen an denen u.a. Wasserdampf, Schwefelwasserstoff und elementarer Schwefel austreten), Fumarole (Austrittsstellen von vulkanischen Dämpfen und Gasen) sowie kochende Schlammtöpfe (heiße Eisensulfid-Brühe) sorgen im Zusammenspiel dafür, dass es am Hverir gewaltig brodelt.
Wanderwege durch das Areal
Ausgewiesene Wege leiten Besucher vorbei an geb-silbrigen Schwefelfeldern, grauen Schlammbecken und auf den 485 Meter hohen Bergrücken hinauf. Offiziell heißt das in der Reiseliteratur oft als Namafjall, Namafjall Hverir oder nur als Hverir bezeichnete Hochtemperaturgebiet übrigens Hverarönd.
Exportschlager Schwefel: Rohstoff für die Schießpulver-Produktion
Bis ins 19. Jahrhundert wurde der freigesetzte Schwefel am Hevrir abgebaut und als Rohstoff für die Schießpulver-Produktion exportiert. Heute kommt dem Areal eine andere – zugegeben viel charmantere – Nutzung als touristische Sehenswürdigkeit zu. Seine einzigartige Naturlandschaft ist ausgesprochen sehenswert. Deshalb sollte das Solfatarenfeld für Islandbesucher zum absoluten Pflichtprogramm gehören.
Beste Reisezeit, Anfahrt, Touren & Unterkunft
Für Mitteleuropäer sind bereits die Sommermonate in Islands Nordosten empfindlich kühl. Wer also nicht zur Beobachtung von Nordlichtern in die Region reist, sollte auf jeden Fall die Sommermonate von Mai bis August anpeilen. Dann nämlich sind die Tage lange hell und auch die Sehenswürdigkeiten sind nicht von Schnee bedeckt. Aufgrund der kühlen Temperaturen empfiehlt es sich auch für die Sommermonate, warme Kleidung mitzunehmen.
Der Bergrücken Namafjall liegt gut 90 Kilometer östlich von Akureyri und lässt sich von dort mit dem Auto in gut einer Stunde erreichen. Das Hochtemperaturgebiet Namafjall Hverir bzw. Hverarönd befindet sich auf der Ostseite des Berges. Das Areal lässt sich über den Pass Námaskard erreichen. Er verläuft über die Ringstraße vom Mývatn nach Egilsandir. Bereits beim Überqueren der Passspitze ist die ockerfarbene Wüstenlandschaft zu sehen.
In der Myvátnregion finden sich zahlreiche Guesthouses und Hotels in allen Preisklassen. Der unweit vom Hverir gelegene Vogar Camp Ground ist besonders schön. Mit Daddi’s Pizza gibt es dort sogar ein kulinarisches Highlight direkt auf dem Campingplatz Areal. Dennoch ist Camping nur für Hartgesottene zu empfehlen. Die Nächte im Zelt können selbst in den Sommermonaten mitunter ziemlich kühl ausfallen.
Rund 60 Kilometer nördlich des Namafjall liegt Europas energiereichster Wasserfall, der Dettifoss. Beide Sehenswürdigkeiten lassen sich ideal in einer Zwei-Tage-Tour auf der Ringstraße verbinden. Wer auf Island nicht so viel Zeit hat, kann ab Akureyri auch eine organisierte Tour zum sogenannten Diamond Circle buchen. Neben einem Besuch des Namafjall und des Dettifoss enthält diese Tour weitere Hightlights. Darunter einen Abstecher zum Myvatn See, zur Asburgy Schlucht sowie zum Vatnajökull Nationalpark. Wer es etwas entspannter will, findet ebenfalls zahlreiche, weniger vollgepackte Tour-Alternativen.
Fototipps: Motive & Equipment
Das Hevrir bietet eine Vielzahl an Motiven. Von spannenden Musterstrukturen in den Schwefelfeldern, über aufsteigende Rauchsäulen bis hin zu spritzenden Schlammtöpfen. Bei der Fotoausrüstung sollte ein Weitwinkelobjektiv (ideal 15 – 28mm) nicht fehlen. Für Details der Oberflächenstruktur eignet sich ein Teleobjektiv mit einer Brennweite von etwa 200 mm.
Die schönsten Aufnahmen gelingen zu Zeiten des Sonnenaufgangs oder -Untergangs. Dann ist das Licht besonders weich und hüllt das Areal in eine stimmungsvolle Atmosphäre. Aufgrund der Weite bietet sich die Aufnahme von Panoramen an. Wer die spritzende Bewegung der Schlammtöpfe einfrieren will, erfährt hier, wie das funktioniert. Noch ein Tipp zur Aufnahme der Dampschwaden: Im Gegenlicht kommen ihre Strukturen besonders gut zur Geltung.
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