Bruchlandung auf Island: Flugzeugwrack im Lavasand

Bruchlandung auf Island: Flugzeugwrack im Lavasand

An der Südküste Islands findet sich eine der wenigen Sehenswürdigkeiten, die nicht naturgeschaffen ist. Im schwarzen Sand von Sólheimasandur sorgt das Flugzeugwrack einer DC-3 Dakota für spektakuläre Perspektiven.

Es herrscht nebliges Novemberwetter. Eine DC-3 Dakota der US-Navy befindet sich gerade auf dem Weg nach Europa. Arktische Wetterkapriolen beuteln die kleine Maschine kräftig durch die Luft. Plötzlich: Die Triebwerke fallen aus. Der nahegelegene Flughafen in Höfn scheint unerreichbar. Der Pilot muss handeln und setzt zur Notlandung am Strand von Sólheimasandur an.

Vereister Vergaser zwang Pilot zur Notlandung

So oder zumindest so ähnlich müssen sich die Ereignisse am 21. November 1973 zugetragen haben. Das zumindest erzählt uns der Wirt von Halldórskaffi im nahegelegenen Örtchen Vík. Ein vereister Vergaser zwang die Besatzung seinerzeit zur Notlandung. Verletzt wurde dabei niemand. Pilot und Crew kamen mit dem Schrecken davon.

Islands Geisterschiff: Witterung nagt am Flugzeugwrack

Wie ein Geisterschiff residiert die Dakota seither in der kargen Wüstenlandschaft von Sólheimasandur. Genau genommen handelt es sich übrigens um eine Douglas C117-D – die Militärvariante der DC-3. Die Witterung und auch Souvenirjäger haben ihrem Antlitz über die Jahrzehnte hinweg stark zugesetzt. Vom Cockpit ist nicht mehr viel übrig. Die Außenhaut des Wracks wirkt wie von unzähligen Schüssen durchsiebt. 

Schwere Zugänglichkeit des Areals verhinderte die Bergung

Im Umfeld der Maschine liegen unzählige Flugzeugteile verstreut. Die fehlenden Tragflächen und Triebwerke lassen die Szenerie besonders dramatisch erscheinen. Aufgrund des unwegsamen Geländes entschieden Isländer und Amerikaner damals gemeinsam, das Flugzeugwrack nicht zu bergen. Sie demontierten die wichtigsten Teile und überließen den Rest seinem Schicksal. Das ist nun über 40 Jahre her.

Pilgerstätte für Abenteurer und Fotografen

Lange Zeit galt die Dakota als Geheimtipp unter Fotonerds und lag weitgehend unbeachtet im Sand. Der Dokumentarfilm „Heima“ der isländischen Rockband Sigur Rós im Jahr 2007 verhalf der Maschine zu erster Bekanntheit. Spätestens seit Justin Bieber in seinem Musikvideo zu „I’ll Show You“ (2015) auf seinem Dach Skateboard fuhr, wurde das Flugzeugwrack weit über die Landesgrenze hinaus bekannt.

Beste Reisezeit, Anfahrt, Touren, Unterkunft

Die Dakota liegt inmitten einer kargen Wüstenlandschaft. Außer schwarzem Sand gibt es dort wirklich nichts. Kurzum: Bei schlechtem Wetter gibt es keine Möglichkeit, Schutz zu suchen. Aus diesem Grund sollte die Wanderung zum Flugzeugwrack nur bei gutem Wetter unternommen werden. Gute Chancen dafür bestehen in den Sommermonaten Mai bis August. Im Winter ist ein Besuch der Dakota eher nicht zu empfehlen. Da das Wetter auf Island sehr schnell umschlagen kann, sollte man sich vor Aufbruch zur Wanderung gut über die aktuelle Wetterlage informieren, zum Beispiel mit der Wetter App Vedur.

Das Flugzeugwrack befindet sich an Islands Südküste. Es liegt ca. 30 Kilometer westlich des Örtchens Vík í Mýrdal entfernt. Noch vor einigen Jahren konnte man mit einem Allradfahrzeug direkt zur Dakota fahren. Durch den großen Besucheransturm ist das Areal am Sólheimasandur mittlerweile für Autos gesperrt. Wer das Wrack sehen möchte, muss einen gut vier Kilometer langen Fußmarsch auf sich nehmen. Die Tour startet an einem unscheinbaren Parkplatz an der Ringstraße in Sólheimasandur. Von Reykjavík kommend, befindet sich der Parkplatz knapp acht Kilometer hinter dem Skógafoss auf der rechten Seite. Die gut 45 Minuten lange Wanderweg führt durch eine karge Wüstenlandschaft aus schwarzem Sand. Der einzige Akzent im großen Nichts sind gelbe Markierungen aus Holz, die den Weg zum Flugzeug weisen. Auch die Dakota zeigt sich erst auf den letzten Metern.

Hier die genauen GPS-Koordinaten: N 63° 27,541  W 19° 21,888

Wer die Dakota lieber mit einer organisierten Tour besuchen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten dazu. Die meisten Touren kombinieren die Dakota mit weiteren Highlights an der Südküste. Wer sich nur den vier Kilometer langen und vergleichsweise öden Fußmarsch sparen will, kann für rund 22 Euro (Hin- und Rückfahrt) auch einen Shuttlebus nehmen. 

Das rund 30 Kilometer östlich der Dakota gelegene Dorf Vík í Mýrdal bietet Unterkünfte in allen Kategorien und Preisklassen. Das Angebot reicht von luxuriösen Hotelzimmern über schlichte Guesthouses bis hin zu gemütlichen Cottages. Outdoorfans finden auf dem Vík Camping einen schönen und günstigen Platz für eine Übernachtung im Zelt, Caravan oder in einem Cottage. Auch jenseits von Unterkünften finden Urlauber in Vík alles, was man auf einer Reise braucht: einen Supermarkt, eine Tankstelle sowie einige Restaurants und Cafés.

Fototipps: Motive & Equipment

Der Besuch des Flugzeugwracks am Strand von Sólheimasandur umfasst eine interessante Tour und wirklich großartige Fotomotive. Die ungewöhnliche Kulisse bietet ein Füllhorn an Panorama-Motiven und außergewöhnlichen Details. Besonders dramatisch wirken Weitwinkelaufnahmen des Flugzeugwracks vor der Kulisse des Mýrdalsjökull Gletschers. Für größtmögliche Flexibilität sollte die Ausrüstung ein Weitwinkelobjektiv (ideal 15 – 28mm) beinhalten. Details von Cockpit, Außenhaut und Flugzeugteilen lassen sich prima mit einem Teleobjektiv mit einer Brennweite von etwa 200mm einfangen. Alternativ kann auch ein Zoomobjektiv (z.B. 28 – 105mm) verwendet werden. Dabei sollte man allerdings auf einen ausreichende Lichtstärke (3.5 – 5.6 oder stärker) achten.

Die schönsten Aufnahmen gelingen zu Zeiten des Sonnenaufgangs oder -untergangs. Dann ist das Licht besonders weich und hüllt das Areal in eine stimmungsvolle Atmosphäre. Aufgrund der Weite der Sandwüste bietet sich die Aufnahme von Panoramen an.

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